Der Aufstieg Skywalkers

Ich habe es getan. Ich wagte es. Traute mich. Ich ging ins Kino und sah mir den neuen Star-Wars-Film an. Ich hatte ein wenig Angst nachdem die achte Episode nur durch Luke Skywalker und Yoda davor gerettet wurden, ein absoluter Reinfall zu sein. Doch der Weg des Jedi ist, seine Angst zu überwinden. Angst der Pfad zur dunkeln Seite der Macht ist.

Die helle Seite

Als „Das Erwachen der Macht“ in die Kinos kam, ging ich ganz bewusst ohne Erwartungen in die Vorstellung. Wer nichts erwartet, kann nicht enttäuscht werden. Und ich wurde nicht enttäuscht. Damals.

Zwei Jahre später hoffte ich, dass „Die letzten Jedi“ an Episode VII anknüpfen kann und nicht dem Spin-off „Rogue One“ nacheifert. Wieder zwei Jahre danach hoffte ich nur noch, dass der Abschluss der Skywalker-Saga kein totaler Reinfall würde.

Nein, ein totaler Reinfall ist der Film nicht. Er punktet mit gewohnt guten Bildern und schön choreografierten Lichtschwertkämpfen. Es gibt sogar eine Art Raumschlacht, doch wird darauf verzichtet, ein Schlachtengemälde an das nächste zu hängen.

„Der Aufstieg Skywalkers“ verfügt im Gegensatz zum Vorgänger auch über ein Geschichte. Während mir „Die letzten Jedi“ vor allem wie Füllmaterial vorkamen, erzählt die neunte Episode von einer Suche. Oberflächlich ist es die Suche nach einem uralten Artefakt und dem geheimen Unterschlupf des Imperators. Darf ich das verraten? Ich denke, ich darf. Wir wissen um Palpatines Rückkehr bereits aus den verschiedenen Trailern. Sollten Sie noch keinen Trailer gesehen haben, überlesen Sie diese Zeilen bitte.

Unter der Oberfläche erzählt die Geschichte von der Suche nach sich selbst, nach einer Identität, sowohl Reys Suche danach, wer sie wirklich ist als auch Finns Suche nach der eigenen Bestimmung. Der letzte Teil der Saga macht genau das, was die beiden vorigen Teile zu tun versäumten: Die Figuren werden entwickelt. Kann man das Fehlen der Charakterentwicklung im siebten Teil noch verzeihen, da die neuen Figuren dort ja überhaupt erst zusammenfinden, hätte spätesten in „Die letzten Jedi“ diesen Entwicklung beginnen müssen. Aber selbst Rey als Letzte der Jedi lernte nur, die Macht zu benutzen, erfuhr aber keine echte Entwicklung.

Am meisten gespannt war ich aber, wie wohl der Umstand des viel zu frühen Todes Carrie Fishers auf den Film wirkt. Leider gab es in den letzten Jahren zu viele schlechte Beispiele dafür, wie Tote wieder zum Leben erweckt oder älter gewordene Darsteller verjüngt wurden. Das Star-Wars-Franchise gehört mit den schlechten Animationen Peter Cushing und der jungen Carrie Fisher in „Rogue One“ dazu.

„Der Aufstieg Skywalkers“ ist in dieser Beziehung von deutlich höherer Qualität. Leia ist Leia, als stünde Carria Fisher selbst vor der Kamera. Die eine Szene, in der sowohl eine junge Leia als auch ein junger Luke von Nöten war, war dunkel genug, dass die Verjüngung unauffällig blieb.

Für all diese Dinge kann ich den neunten Teil loben. Trotz allem ist da noch…

Die dunkle Seite

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Manchmal überwiegt das Licht, manchmal sind die Schatten größer.

Die Schatten dieses Filmes zeigen sich schon im Vorspann. „Ein mysteriöses Signal“ geht durch die Galaxie, die Stimme Imperator Palpatines. Zwar ist dessen Rückkehr lange kein Geheimnis mehr, innerhalb der Geschichte sollte dieses Geheimnis dennoch erst gelüftet werden, wenn der Oberste Anführer Kylo Ren den Urheber der ominösen Nachrichten ausfindig gemacht hat. Oder schon im Vorgänger.

Kylo Ren metzelt im Alleingang (das ist ihm durchaus zuzutrauen) Hunderte andere nieder. Das wäre nicht das Problem, würde er es nicht in Zeitlupe tun. Ist das noch Star Wars oder ist das schon „300“?

Apropos: Warum gipfelt eigentlich jedes Zusammentreffen Reys und Kylo Rens in einem Lichtschwertduell? Beide sind nicht nur stark in der Macht sondern schier übermächtig. Ein startendes Raumschiff nur mit der Macht festzuhalten muss man erst einmal bringen. Warum also bekämpfen sich die beiden selbst dann mit Schwertern, wenn Kylo eigentlich gar nicht vor Ort ist? Sollte das nicht eher ein Kampf der Geister sein?

Durch die ständigen Duelle gerät dann auch die Story, die ich gerade noch lobend erwähnte, zum Füllmaterial, das die Lücken zwischen zwei Zweikämpfen stopfen soll. Vielleicht hätte Rey auch hin und wieder kurz vor Kylos Eintreffen entkommen sollen.

Während Rey ihre Vergangenheit findet – Episode IX hat hier den Plot-Twist, den Episode VIII hätte haben sollen – gibt es jemanden, der bereits eine Vergangenheit hat: Poe Dameron. Leider hat Poe diese Vergangenheit sehr plötzlich und unangekündigt. Vorgestellt im siebenten Teil als bester Pilot des Widerstandes, ein Sturkopf im achten, ist er jetzt plötzlich der neue Han Solo.

Die Art seines Auftretens rückte Dameron tatsächlich schon die ganze Zeit in diese Richtung. Hans Vergangenheit kam in der Person Lando Calrissians in zweiten Teil der ersten Trilogie ins Spiel. Warum Poes zwielichtige Vorgeschichte erst jetzt und nur ziemlich kurz eine Rolle spielt, bleibt wohl das Geheimnis der Macher des Films.

Ich könnte noch lange über die Löcher in der Geschichte reden. Das schlimmste an diesen Löchern aber ist, dass sie eigentlich vermeidbar gewesen wäre. Man hätte den Film nur länger machen müssen. „Der Aufstieg Skywalkers, Teil 1 und 2“ hätte der Story genug Raum gegeben, sich zu entfalten, den Charakteren, sich zu entwickeln und Poe Damerons Vergangenheit als Schmuggler, erzählt zu werden. Schade, dass Disney den Mut dazu nur im Marvel Cinematic Universe hat, nicht aber bei Star Wars.

Unterm Strich

„Der Aufstieg Skywalkers“ ist definitiv der bessere Film der neuen Trilogie. Der Abschluss der Saga ist weit besser als der achte Teil. Dennoch kann ich den Film nicht wirklich als gut bezeichnen. Zu viel Potential wurde hier verschenkt.

Das große Highlight waren die letzten Bilder von Carrie Fisher, die wir wohl je in einem Film sehen werden. Ihre Szenen sind ein würdiges Denkmal.

Schauspielerisch gibt es nichts auszusetzen. Selbst Adam Driver, der in den vorigen beide Filmen auf mich eher blass wirkte, Kylo Ren wie einen bockigen Jungen erscheinen ließ, den ich am liebsten einmal schütteln und ihm sagen möchte, er möge sich verdammt nochmal zusammenreißen, konnte mich überzeugen. Sein Auftritt überragte sogar seine Rolle in „The Man who killed Don Quixote“, und Driver war es, der Don Quixote rettete.

Insgesamt ist „Der Aufstieg Skywalkers“ aber schon fast disneytypisch dünn. Der Film punktet in Details aber nicht in seiner Gesamtheit. Er ist handwerklich solide, mehr aber nicht.

Story:2.5 out of 5 stars (2,5 / 5)
Schauspiel:3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)
Spaß:3 out of 5 stars (3,0 / 5)
Musik:5 out of 5 stars (5,0 / 5)
Durchschnitt:3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)
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