Frankfurter Buchmesse

Meine persönliche Premiere in diesem Jahr: Ich war auf der Frankfurter Buchmesse.

Bin ich begeistert? Ja und nein. Würde ich es wiederholen? Definitiv. Aber eins nach dem Anderen…

Genauso wie ich ist meine Tochter eine begeisterte Leserin. Außerdem begann sie gerade, germanistische Linguistik zu studieren und so schien es mir eine gute Idee zu sein, nach Frankfurt zu reisen und unsere Nasen tiefer in die Welt der Bücher zu stecken.

Und genau das taten wir. Meine Tochter und ich fuhren über Nacht mit dem Bus von Berlin nach Frankfurt, kauften Eintrittskarten und betraten pünktlich 9:00 Uhr die Buchmesse.

Am Vormittag um 9:00 Uhr erscheint eine solche Messe noch leer. Das Cosplay Area war sogar noch im Aufbau begriffen. In den Messehallen waren noch wenig Menschen und durch beinahe leere Hallen zu spazieren eröffnet die Möglichkeit, sich in Ruhe umzusehen, sich die Ausstellungsstücke lange und von Nahem anzusehen, ohne jemandem im Weg zu stehen, ohne sich den Weg durch die Menschen erkämpfen zu müssen. Wer je eine Messe besuchen will, dem sei geraten, möglichst früh dort zu sein. Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm.

Übertragen auf eine Buchmesse heißt das, dass man in Ruhe die Nase in die ausgestellten Bücher stecken kann. Natürlich geht das auch später noch. Aber es ist ruhiger, man wird weniger gestört.

Und man hat einen besseren Blick auf das große Ganze. Man kann sich einen guten Überblick verschaffen, was wo zu finden ist, einen Plan machen, wo man hingehen will.

Als wir die erste Halle betraten, war ich ein kleines bisschen überwältigt. Riesige Stände so ziemlich aller Verlage – groß und bekannt genauso wie die, von denen ich noch nichts gehört hatte – waren in sauberen Reihen aufgebaut. Bücher waren ordentlich in Regale sortiert und gestapelt. Alles war so ordentlich aufgeräumt, dass man sich fast nicht traute, sich ein Buch genauer anzusehen. Und das war die erste kleine Enttäuschung. Alle Bücher schienen ein Stapel Papier mit Buchstaben und ein paar Bildern zu sein. In die Bücherregalen war aber kein Leben.

Nun steckt dieses Leben nicht nur in den Bücher selbst. Es steckt auch (wenn nicht hauptsächlich) in den Menschen, die sie lesen, die über sie sprechen. Ein Buch in die Hand zu nehmen fühlte sich an, als würde es ein wenig mit Leben erfüllt. Doch mir fehlten die Menschen, die mir die Bücher zeigten mich ein Buch ansehen sahen und mir etwas über dieses Buch erzählten, das in mir den Wunsch wecken könnte, es zu kaufen. Nicht dass es eine Chance gegeben hätte, ein Buch zu kaufen, das ich vielleicht hätte kaufen wollen. Es gab einige wenige Ausnahmen, meist kleinere, unbekanntere Verlagshäuser, aber diese Bücher holten mich persönlich nicht ab. Es fehlten Menschen, die mit vielleicht ein Buch hätten empfehlen können.

Und um die dritte kleine Enttäuschung gleich hinterher zu schieben: Es gab nichts wirklich Neues. Zumindest fielen mir keine neuen Bücher auf.

Ich weiß von Büchern, die erst ein paar Wochen in den Läden sind. Ich hätte sie gerne in der Hand gehalten, geblättert, gesehen, ob sie vielleicht meine Erwartungen erfüllen könnten. Aber es gab nichts.

Das klingt alles eher negativ, oder? Ich habe einen Fehler gemacht. Ich fing mit den Enttäuschungen an, nicht mit dem Positiven. Andererseits war es das auch schon mit dem Negativen. Na gut, fast. Da gab es noch die Halle mit den US-amerikanischen und den kanadischen Verlagen. Dort gab es quasi gar kein Leben. Viel freier Raum, kaum Bücher.

Ich fragte am Anfang, ob mich die Messe begeistert hätte und die Antwort war „Ja und nein.“ Die Gründe für das Nein, kennen Sie nun. Aber was war das Positive? Was hat mich begeistert?

Der gesamt Rest. Es war die kleine farbenfrohe Welt der Cosplayer, die als ihre liebste Buch- (oder Comic-) Figur erschienen und die Welt(en) der Bücher feierten. Wir haben selbst das Cosplay Area besucht. Halloween steht vor der Tür und wer weiß? Wir hätten ja etwas nützliches finden können.

Ich bin einfach immer begeistert, wenn es um Bücher und das geschriebene Wort geht. Und im Verlaufe des Tages sah ich, dass ich nicht allein bin. Die Hallen füllten sich mehr und mehr und es wurde zusehens schwieriger, überhaupt vorwärts zu kommen.

Und ich bin begeistert, noch jemanden gefunden zu haben, der Terry Pratchetts Geschichten mag. Wollen Sie eine kleine Anekdote hören? Also gut:

Ich stand am Tolinostand. Direkt daneben präsentierte ein Autor sein neues Buch und mein Töchterchen hörte ihm zu. Zeit genug, mir die Tolino-Geräte anzusehen.

Ein junger Mann sah mein Interesse und wir begannen einen kleinen Plausch. Ich muss an dieser Stelle einwerfen, dass ich selbst ein Kindle von Amazon besitze. Das ist keine Werbung. Es ist nur ein Fakt.

Während unserer Konversation bemerkte ich, dass der ideale E-Reader sowohl das Tolino- als auch das Kindle-Format unterstützen würde. Ein Tablet könnte es ist aber für diesen Zweck eigentlich ziemlich unbrauchbar. Die Akkulaufzeit ist zu gering – vor allem wegen des stromhungrigen Displays.

Der junge Mann stimmte zu, dass jemand, der vom Kindle auf den Tolino wechseln wollte (und vice versa) zwei Geräte benötigt. Auf einem Tablet installiert man einfach die passenden Apps – fertig. Wenn das Tablet nur ein E-Ink-Display hätte.

Wir stimmten schließlich darin überein, dass abzuwarten wäre, was die nächsten Jahre bringen werden. Vielleicht gibt es in 10 Jahren, was wir heute suchen.

„In 10 Jahre“, sagte ich, „haben wir alle eine Uhr, aus der ein Hologramm aufpoppt.“

Der junge Mann lächelte und zeigte mir stolz seine analoge Uhr, ein mechanischer Zeitmesser zum Aufziehen. Beeindruckt erwiderte ich, die einzige Steigerung wäre eine Sanduhr.

„Wie bei Pratchett“, antwortete der junge Mann. „Es gibt keine Gerechtigkeit. Es gibt nur mich.“

Langer Rede kurzer Sinn: Es gab ein paar kleine Enttäuschungen. Vielleicht bin ich auch nur mit falschen Erwartungen nach Frankfurt gefahren. Die Frankfurter Buchmesse ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

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